Die Europahymne

Geschichte der Europahymne

Im Jahre 1972 wurde das Vorspiel zur "Ode an die Freude" aus der IX. Symphonie Ludwig van Beethovens vom Ministerkomitee des Europarats zur Europahymne bestimmt. Beethoven hatte seine "Neunte" mit dem Text Friedrich Schillers in den Jahren 1822-1824 in Wien geschrieben. Das 1785 entstandene Gedicht entsprang Schillers idealistischer Vorstellung von Menschen, die zu Brüdern werden - eine Vision, die auch Beethoven teilte.

Vgl. hiezu:   Freude, schöner Götterfunken ..." - Chorversion und Text  sowie
                   http://beethovencenter.at

Herbert von Karajan wurde damit beauftragt, drei Instrumentalfassungen - für Solopiano, Blas- und Symphonieorchester - zu arrangieren. In der universalen Sprache der Musik soll die Hymne Ausdruck der idealistischen Werte Freiheit, Frieden und Solidarität sein, für die Europa steht. 1985 wurde das Musikstück von den Staats- und Regierungschefs der Union als offizielle Hymne der EU angenommen. Sie soll die Nationalhymnen der Mitgliedstaaten nicht ersetzen, sondern die Werte, die die Völker Europas teilen versinnbildlichen und seine Einheit in der Vielfalt ausdrücken. Im Text für einen Vertrag über eine Verfassung Europas (2004) wurde die Europahymne als eines der fünf Symbole der Europäischen Union bezeichnet: 

Artikel I-8 Die Symbole der Union 

- Die Flagge der Union stellt einen Kreis von zwölf goldenen Sternen auf blauem Hintergrund dar. 
-
Die Hymne der Union entstammt der "Ode an die Freude" aus der Neunten Symphonie von 
  Ludwig van Beethoven. 

- Der Leitspruch der Union lautet: "In Vielfalt geeint". 
- Die Währung der Union ist der Euro. 
- Der Europatag wird in der gesamten Union am 9. Mai gefeiert. 

Im Vertragsentwurf aus dem Jahr 2003 hatten die Symbole Europas erst in Artikel IV-1, also auf den allerletzten Seiten des Textes, Platz gefunden. Dort schrieb man die Symphonie noch „Simfonie“ und der Leitspruch hieß „Devise“. Durch das Scheitern des Vertrags bei der Ratifizierung in Frankreich und in den Niederlanden ergab sich eine neue Situation. Auf Beschluss des Europäischen Rats vom 21./22. Juni 2007 sollen die ursprünglichen EU-Verträge nicht ersetzt, sondern nur abgeändert werden („Reformvertrag“). Schon vor der Beschlussfassung darüber trat der niederländische Regierungschef Jan Peter Balkenende vor dem Europäischen Parlament dafür ein, keinen Hinweis auf die europäischen Symbole in den Reformtext aufzunehmen. Er erhielt dafür bittere Zensuren. Der österreichische Abgeordnete Johannes Voggenhuber bezeichnete den überraschend europakritischen Standpunkt der Niederländer wörtlich als „eiskalte nationalistische Kriegserklärung“. Und vor dem Rat erklärte der Präsident des Europäischen Parlaments, Hans-Gert Pöttering:

„Besonders enttäuschend ist es, dass die europäischen Symbole, nicht zuletzt die Flagge und die Hymne, aus dem Vertrag gestrichen werden sollen. Wir haben es im Europäischen Parlament sehr begrüßt, dass der neue Präsident Frankreichs bei seinem offiziellen Portrait nicht nur die Flagge Frankreichs, sondern auch die Flagge der Europäischen Union als symbolhaften Ausdruck der Gegenwart und Zukunft Frankreichs gewählt hat. Bei meinem Besuch im israelischen Parlament, der Knesset, wurde ich kürzlich mit der Europahymne begrüßt. Es war ein politisch eindruckvolles Bekenntnis der Gastgeber, sowie für mich ein bewegendes Erlebnis. Wie wollen wir das Gefühl der Menschen, in der Europäischen Union als Gemeinschaft zusammen zu gehören, stärken, wenn wir uns nicht zu unseren Symbolen bekennen, die diese Gemeinschaft zum Ausdruck bringen?“


Siehe hiezu: http://europa.eu.int/abc/symbols/anthem/index_de.htm


Seit einiger Zeit wird die Frage diskutiert, ob es wirklich sinnvoll ist, nur die Musik sprechen zu lassen, oder ob  zur emotionalen Verankerung des europäischen Gedankens der Melodie nicht auch Worte unterlegt werden sollten. Dabei stellt sich freilich die Frage nicht nur nach der Sprache, sondern auch nach dem Inhalt. Der Verfasser hat sich zunächst allein und in der Folge zusammen mit  Dr. Peter Roland dieser Frage gestellt. Das Ergebnis unserer Bemühungen findet sich hier:

                           Die drei Versionen in Textform: 

Textvorschlag Deutsch

Unser Herz schlägt für Europa
Und wir stehen dafür ein,
Dass dem Erdteil es gelinge,
In der Vielfalt eins zu sein!

Ewig währen in Europa
Friede und Gerechtigkeit,
Und die Freiheit seiner Völker
Sei verbrieft auf alle Zeit.

Blühe, Vaterland Europa,
Bringt das große Werk voran!
Sternengold im blauen Banner -
Dieses Zeichen führt uns an.



Peter Diem, Herbst 2004


Textvorschlag Englisch


Unity has come to Europe,
Unity is here to stay.
Unity is our future -
Long live Europe, come what may! 

North and South will work together
Just as friends and neighbours should.
East and West will grow together -
Brotherhood and sisterhood! 

Europe, may your peoples flourish,
Let the common banner rise!
Stars of gold and dark blue skies
/:Are the colours that we prize.:/ 

Peter Diem, 1995



Textvorschlag Lateinisch


Hymnus Latinus Unionis Europaeae

EST EUROPA NUNC UNITA
ET UNITA MANEAT;
UNA IN DIVERSITATE
PACEM MUNDI AUGEAT.

SEMPER REGANT IN EUROPA
FIDES ET IUSTITIA
ET LIBERTAS POPULORUM
IN MAIORE PATRIA.

CIVES, FLOREAT EUROPA,
OPUS MAGNUM VOCAT VOS.
STELLAE SIGNA SUNT IN CAELO
AUREAE, QUAE IUNGANT NOS.

Peter Roland und Peter Diem, 
Herbst 2003

           Texte als *.gif

   Europahymne deutsch gesungen (Lisa-Maria Jank)

Chorversion mit lateinischem Text

http://www.hymnus-europae.at/
        http://www.iagcovi.edu.gt/Homepagiag/otros_temas/europa_hym/europahymne.htm                          

 

Im Jahre 2004 wurde auf Initiative des CSU-Abgeordneten zum Europaparlament, Dr. Ingo Friedrich, ein Textwettbewerb durchgeführt, aus dem zwei deutsche Hymnentexte hervorgingen. 

 

Am 28. Mai 2008 wurde die Europahymne zum ersten Mal mit slowakischem Text gesungen. Auf Initiative der Wiener Pianistin Susanne Rittenauer brachte sie die junge Sängerin Lisa-Maria Jank bei einer Veranstaltung des Slowakischen Kulturinstituts (Leitung Mag. Teodora Chmelová) zum Vortrag.

Slowakischer Text zur Europa-Hymne 
Von Dr. Gerlinde Tesche und Jana Janošová


Európa rôznorodá,
konečne zjednotená,
už i pre nás pre Slovákov
si drahá domovina.  

Nech vždy vládnu v Európe
mier a práva občianske,
nech sloboda tá osobná
zárukou nám ostane.

Kvitni Európa naša!
Budúcnosť je pred nami
vlajka farby nevädzovej
s hviezdami nad Tatrami.

 

Wörtliche deutsche Version des slowakischen Textes:  

Europa in seiner Vielfalt
ist endlich vereint,
ist nun auch für uns Slowaken
geliebte Heimstatt geworden.

Mögen in Europa ewig herrschen
Frieden und Menschenrechte,
und möge persönliche Freiheit
auf immer uns erhalten bleiben.

Blühe, du unser Europa!
Die Zukunft liegt vor uns:
dies kornblumenblaue Banner
mit seinen Sternen über der Tatra.